Gut Sehen will gelernt sein

Der erste Blick in die Augen ihres Kindes ist für Eltern ein besonderes Erlebnis: Voller Neugier scheinen sie die Welt  mit ihren Augen zu entdecken. Doch Sehen will gelernt sein. Damit die Sehfähigkeit sich optimal entfalten kann, müssen die Augen völlig gesund sein. Nur so kann das Gehirn die Reize erhalten, die für die Entwicklung des Sehvermögens wichtig sind. Ein Großteil derselben fällt in das erste Lebensjahr. Durch unsere Auge nehmen wir nicht nur Gegenstände, sondern auch Farben und Bewegungen wahr. Insgesamt sind das mehr als  80% unserer Umwelt, die wir so über das Sehen erkunden.

Die Entwicklung des Sehens

Nach der Geburt sehen unsere Augen sehr unscharf und verschwommen. Ab der  4. Lebenswoche reagieren die Pupillen und ziehen sich zusammen wenn es plötzlich hell wird. Das gezielte Fixieren eines Objektes oder Gesichts ist häufig ab der 8. Lebenswoche zu erwarten. Im 3. Lebensmonat erkennen wir bereits Strukturen und können zum Beispiel ein Lächeln erwidern. Zwischen dem 3. und 5. Lebensmonat können die Augen gezielt fixieren und folgen. Das Gehirn beginnt die Einzelbilder des rechten- und linken Auges zu verschmelzen, erst dadurch kann ein Tiefeneindruck entstehen und es entwickelt sich das räumliche Sehen (3D-Sehen). Neugeborene sind relativ stark weitsichtig. Mit dem Wachstum der Augen in den ersten Lebensjahren verwächstsich diese Weitsichtigkeit und die Sehschärfe(Visus) steigt.Im Verlauf des  6. bis 8. Lebensmonats können wir dann gezielt nach Gegenständen greifen und den Kopf bei genauem Betrachten gerade halten. Ab dem  10. bis 12. Lebensmonat  bevorzugen wir farbige Gegenständen und können auch im Schummerlicht noch ganz gut sehen. Mit ca. 4 Jahren erreichen wir etwa die Sehschärfe(Visus), die uns bis ins Erwachsenenalter begleiten soll. Damit die Sehschärfe sich in beiden Augen gut entwickelt, müssen diese organisch gesund sein.  

Die Kontrolle beim Augenarzt

Gutes Sehen ist die Voraussetzung für die vielen Herausforderungen im zukünftigen Leben unsere Kinder. Vom Lesen lernen über die Berufswahl bis hin zum Rätseln können im hohen Alter. Deshalb empfiehlt sich bei Kindern bis zum 3. Lebensjahr eine augenärztliche Untersuchung. Besteht die Möglichkeit einer familiären Vorbelastung oder bemerken sie Auffälligkeiten ist es für die Entwicklung des Sehens wichtig schon in den ersten Lebensmonaten einen Augenarzt aufzusuchen. Bei der Untersuchung prüft der Augenarzt die Netzhaut, den  Sehnerv, die  Augenlinse und die Hornhaut auf organische Auffälligkeiten. Ein dazugehöriger Sehtest gibt Aufschluss über die Entwicklung der Sehschärfe (Visus) und  Augenbewegungsteste zeigen ob die Augen zusammen arbeiten und gerade stehen.  Für diese Untersuchung werden häufig Augentropfen zur vorübergehenden Erweiterung der Pupille und Lähmung des Fokussierungsmechanismus (Akkommodation) gegeben. Nach der Kontrolle sind die Kinderaugen mit der weiten Pupille sehr Lichtempfindlich und das Sehen in der Nähe fällt sehr schwer. Mit einer schönen Sonnenbrille kann man hier zumindest die Blendung etwas reduzieren. Der Visus ist die Maßeinheit der Sehschärfe Er gibt an wie viele  Details eines Gegenstands ein Auge in einer bestimmten Entfernung erkennen kann.

Der Sehtest

Der Visus bei Kindern wird meist entweder vom Augenarzt oder Kinderaugenspezialisten mit Kindgerechten Prüftafeln ermittelt. In diesem Zusammenhang wird auch festgestellt ob ein Kind eventuell eine Brille benötigt. Diese nennt man auch Refraktion. Hier wird grundlegend das Verhältnis der Brechkraft der Augenlinse zur Länge des Augapfels z.B. mit Brillengläsern geprüft. Stimmt das Verhältnis bündeln sich Lichtstrahlen die ins Auge treffen in einem Punkt auf der Netzhaut und das Auge ist rechtsichtig, weicht das Verhältnis ab werden mit Hilfe von Brillengläsern die Lichtstrahlen auf der Netzhaut gebündelt, das bezeichnet man dann als fehlsichtig.   

Es gibt 3 grundlegende Arten der Fehlsichtigkeit

Die Weitsichtigkeit/Übersichtigkeit, (Hyperopie) 

Hier ist die Brechkraft im Verhältnis zur Augenlänge zu gering. Das ins Auge fallende Licht bündelt sich hinter der Netzhaut. Ein gewisses Maß an Weitsichtigkeit ist bei Kindern allerdings normal, weil das Auge noch wächst. Diese Fehlsichtigkeit kann sich also noch etwas verwachsen.

Die Kurzsichtigkeit (Myopie)

Hier ist die Brechkraft eher zu stark für die Augenlänge. Einfallenden Lichtstrahlen bündeln sich vor der Netzhaut. 

Die Hornhautverkrümmung/Stabsichtigkeit, (Astigmatismus)

Ca. jedes zweite Auge hat eine Hornhaut nicht ganz kugelig ist sondern in der Form eher einem Ei oder einem Fass entspricht. Die unterschiedlichen Krümmungen von einem Radius zum anderen führen dazu, dass Lichtstrahlen sich nicht einmal punktuell bündeln sondern in vielen Bündelchen ins Auge treffen und ein etwas verzerrtes Gebilde ergeben. 

Therapiemethoden beim Augenarzt

Abklebebehandlung (Okklusionstherapie) 

Das gesunde Auge wird dabei mit einem Augenpflaster abgedeckt. So wird das schielende, oder schlechter sehende Auge aktiv beansprucht, damit es in seiner Sehentwicklung nicht unwiederbringlich zurück fällt und im besten Fall auch gutes Sehen erlernt. Anfangs mögen Kinder das Pflaster nicht, auch sehen sie nicht gut wenn das bessere Auge abgedeckt ist – doch mit der Zeit gewöhnen sie sich an die Situation und es wird immer besser.

Augenmuskeloperation

Um ein auffälliges Schielen zu beseitigen kann es sein, dass eine Schieloperation notwendig ist. Diese hat vor allem funktionelle, aber auch kosmetische Gründe. In der Regel wird diese Operation bereits im Vorschulalter durchgeführt. 

Mögliche Ursachen einer Sehschwäche:

Sind Hornhaut, Linse oder Glaskörper getrübt fällt das Licht weniger intensiv und teilweise stark gestreut in das Auge, dadurch kann es sein, dass die die Entwicklung der Sehschärfe nicht mehr gewährleistet ist. In einigen Fällen kann es vorkommen, dass die Zellen in der Netzhaut nicht in der Lage sind, die Lichtreize richtig zu verarbeiten oder die Nervenimpulse weiterzuleiten. Auch das stört die Entwicklung der Sehschärfe. Wichtig ist, eine Störung, welcher Art auch immer, noch während der Entwicklungsphase zu erkennen und zu behandeln, sonst können sie dauerhaft bleiben. Wenn beide Augen stärker Fehlsichtig sind und dieser Brechungsfehler nicht rechtzeitig erkannt und korrigiert wird kann sich auf beiden Augen eine Sehschwäche entwickeln.

Die optimale Kinderbrille 

Der Brillenfassung sollte nicht zu groß sein. Die Ideale Brille sitzt fest, ist schön leicht und dabei stabil.Die Nasenauflage sollte möglichst weich und rutschfest sein. Dabei gilt-Je jünger die Nase desto weicher der Nasensteg, die Brille muss druckfrei sitzen.

Die Brillenbügel sollten als Sportbügel gefertigt sein und mit leichter Spannung direkt hinter dem Ohr anliegen. Sie ragen noch etwas vor dem Ohrläppchen nach vorn, damit sie nicht von hinten gegen das Ohr drücken. Gut angepasste Sportbügel verursachen keine abstehenden Ohren.

Die Brillengläser sollten aus Kunststoff sein. Die Brille ist damit viel leichter, die Gläser beschlagen nicht so stark und die Kunststoffgläser bieten von vorn herein UV Schutz für die empfindlichen Kinderaugen und können nicht so einfach brechen oder gar zersplittern.